So war’s auf der Brücke 20.0

Unsere Stadt – mit vereinten Kräften

Eines der brennendsten Themen, die die Bewohner Berlins und Prags, vieler deutscher und auch tschechischer Städte gegenwärtig beschäftigt, ist u.a. die Frage der Erschwinglichkeit qualitativen Wohnraums. Die Meinungen und Zugänge zu dieser Problematik ähneln sich teilweise, unterscheiden sich aber auch. Oft bringt es etwas, eine Sache aus einer anderen Perspektive zu betrachten und sich von der Art und Weise inspirieren zu lassen, wie man ihr anderswo begegnet. Im zweiten Diskussionspanel unserer Straßenbahn auf der Brücke trafen sich der Berliner Architekt Christoph Schmidt aus dem Atelier ifau und die Prager Architektin, Urbanistin und Stadtratsmitglied für die Entwicklung des Stadtteils Prag 7, Lenka Burgerová, deren Diskussion ein weiterer Architekt, der Kurator des Projekts Shared Cities, Osamu Okamura, ergänzte und moderierte.

Mit der Einladung in die Straßenbahn erhielten die Architekten auch eine kleine Hausaufgabe: sie sollten sich in ihrer Umgebung umschauen, ihre Fotoarchive durchgehen und einige Bilder mitbringen, die darüber Auskunft geben, wie sie die Stadt des Mitdiskutanten wahrnehmen, welchen Herausforderungen ihre Städte noch vor 20 Jahren gegenüberstanden und welche nun aktuell sind und in die Zukunft führen. Bei der Sichtung der Fotografien entstanden eine Reihe Fragen und Themen, die gerade mit der Zugänglichkeit qualitativen Wohnraums zusammenhängen.

Eine der ersten Fragen, die Christoph vorbereitet hatte, bezog sich auf die Wohnsiedlung Baba in Prag. Sofort entbrannte eine Diskussion darüber, was qualitativer Wohnraum in der Vergangenheit bedeutete und wie sich die Vorstellung darüber bis in die Gegenwart weiterentwickelt hat. Das zweite wichtige Thema, welches das gesamte Gespräch durchzog, waren die Zugänge zum sozialen Wohnen, wieder in einen breiten Kontext darüber gefasst, wie man an diese Angelegenheit in der Vergangenheit herangetreten ist und wie mit ihr aktuell nicht nur in Prag und Berlin, aber auch in anderen europäischen Metropole und kleineren Städten umgegangen wird. Fakt ist nämlich, dass das teure Wohnen in den Städten für immer größere Kreise der Bevölkerung allmählich kaum noch erschwinglich ist. Während Christoph Schmidt sich bei seiner Arbeit damit beschäftigt, wie man bei der Vorbereitung von Projekten größere Kreise der Bevölkerung so einbeziehen kann, dass das erreichte Ergebnis für alle bezahlbar und von guter Qualität ist, konnte Lenka Burgerová die Diskussion durch ihre Kenntnisse von den Verhältnissen vor Ort und den Zugängen lokaler Selbstverwaltungen bereichern.

Die leidenschaftlichen Diskussionen der Teilnehmer wurden nach Ablauf der Zeit vor die Straßenbahn verlegt. Positiv fiel das Fazit der gesamten Debatte aus: Auch wenn die Erschwinglichkeit von Wohnraum in beiden Hauptstädten ein ernsthaftes Problem ist, gibt es doch recht kreative Ideen und Wege, diesem zu begegnen und es zu lösen.

18.06.02. Tramvaj Panel 2